Mein Blog als gedrucktes Buch

Die Reisen des jun...
By von Ralph Hofacker

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Die ersten Tage


Das Wichtigste zuerst, wir sind gut angekommen. Danke für die Glückwünsche!

Nach einem langen Flug von Frankfurt über London mit British Airways in dem nur männliche Stewards waren (echt komisch) sind wir nach circa 15 Stunden in Mexiko City angekommen. Trotz meiner jetzt schon 10kg Übergewicht hat sich keiner aufgeregt, mal schauen wie das auf dem Rückflug wird...

Zwei Stunden Passkontrolle später sind wir dann mit dem Taxi vom Flughafen aus zum Busbahnhof gefahren und haben dort den vorher gebuchten Bus nach San Luis Potosí mit einer Stunde Verspätung genommen. Das war die erste krasse Erfahrung: Mexiko City, was für eine Stadt, so etwas habe ich noch nie gesehen. Wir sind mit dem Bus bestimmt noch eine Stunde in der Stadt herumgefahren bevor wir auf eine Autobahn kamen. Ein bisschen muss das auch an dem hervorragenden Zustand der Straßen gelegen haben.

In San Luis Potosí um vier Uhr morgens angekommen sind wir von unserem Vermieter, Rosendo, der auch als Ingenieur bei ThyssenKrupp arbeitet, abgeholt worden. Ein sehr netter Zeitgenosse, obwohl er dermaßen verpeilt ist (O.K., es war vier Uhr morgens...).
Auf jeden Fall mussten wir, als wir in unsere neue Bude wollten, nicht den normalen Weg durch die Eingangstür nehmen, sondern, da das Schloss nicht einwandfrei installiert wurde, einfach mal über das Dach in den entrada secreta (Hintereingang) ins Haus rein. Das war aber eine leichte Übung, da die Häuser hier dermaßen flach gebaut sind, siehe Fotos.
Wir wohnen in einem reinen Mexikaner-Viertel, wo man sich die cervezas frías direkt vom Nachbarn holen kann und haben uns sofort wohl gefühlt.

Nun war natürlich erstmal schlafen angesagt. Um drei nachmittags ging es dann erstmal ins Einkaufzentrum um nach verschiedenen Sachen zu suchen. Erfolgreich mit Handykarte, Geld und einem fetten Steak zurück in der Wohnung angekommen brachte uns Rosendo einen Kühlschrank, damit in unser sehr spärlich eingerichteten Wohnung wenigstens das Wichtigste vorhanden ist. Anscheinend werden hier in Mexiko Wohnungen oder Zimmer grundsätzlich unmöbliert vermietet...

Gestern hieß es dann erster Arbeitstag. D.h. um sieben, auf zur Bushaltestelle, wo der Firmenbus von ThyssenKrupp die Mitarbeiter abholt. Auf dem Weg dorthin haben wir uns noch einen Kaffee geholt, dessen Geschmack ich nicht näher kommentieren möchte;) (oh wie war das noch gut im QS-Container!).
Nach 20 Minuten stiegen wir am Firmengelände aus und wurden sofort von einer sehr netten Mexikanerin zum richtigen Gebäude geführt.

Dort haben wir uns mit Hr. Sticker, dem Direktor der Finanzabteilung getroffen. Er ist auch ehemaliger Praktikant und mittlererweile einer der wichtigsten Männer in der Firma. Für mich ehrlich gesagt ein Schwätzer!
Seine tollen Ratschläge werde ich natürlich sofort befolgen, er meinte nur keinen Salat essen und in zehn Tagen haben wir sowieso einen Mega-Dünnschiss, egal was wir essen. Naja, da bin ich ja mal gespannt.
Auf jeden Fall hatt er selbst keinen Plan was wir machen sollen, wir sollten uns im Personalbüro
melden.
Dort hat es mir natürlich sofort gefallen. Eine mexikanische Schönheit nach der anderen, Fotos folgen natürlich noch. Wir wurden sehr herzlich aufgenommen, Verträge wurden unterzeichnet und ein Einführungsplan für die nächsten zwei Wochen erstellt.

Dann kam der erste Schock! Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich hätte niemals gedacht, dass die Mexikaner so fleißige Arbeitsbienen sind. Haltet euch fest: eine 45 Stunden Arbeitswoche ist normal, es gibt auch 48h Verträge und jetzt kommts, das ganze bei 6 Tagen Urlaub im ersten Arbeitsjahr. In jedem weiteren Jahr bekommt man dann 2 Tage mehr. Und das Beste ist, dass wenn man sie ausbezahlt haben möchte kann man das gern tun, für 25% des Normalgehalts, einfach unglaublich!

Das heißt also für uns poblige Praktikanten, 8 Uhr morgens Beginn und jeden Tag bis mindestens 17.30 Uhr schuften, tolle Aussichten, d.h., dass die Wochenenden um so mehr ausgenutzt werden müssen.

Nach der Begrüßung wurden wir dann mit dem Einführungstrainer Julio (Iglesias;) losgeschickt um das Firmengelände zu erkunden. Bis zum Mittag haben wir es tatsächlich geschafft durch die riesigen Fertigungshallen ( mindestens zehn mal so groß wie bei uns in Crailsheim) durchzuschlendern und uns alles erklären zu lassen. Wirklich sehr interessant obwohl ich natürlich nicht alles verstanden habe. EHS spielt auch hier eine große Rolle, obwohl ich denke, dass die Standards um einiges niedriger sind wie bei uns. Dafür sind die Arbeiter eine riesige Familie. Jeder begrüßt jeden mit einem Lächeln, jeder dutzt jeden und es gibt keine großen Hierarchie-Unterschiede.
Mit einem Mega-Hunger begaben wir uns dann um eins in die Firmenkantine um ein ausreichendes gutes Essen in der Kantine (für 1,50€ soviel essen und trinken wie man möchte)
zu uns zu nehmen.
Zweiter Schock: Da ich ja so blöd bin muss ich alles ausprobieren. Meine mexikanische Kollegin hat auf ihre Tortilla einen ganzen Becher Salsa verteilt. Da hab ich mir gedacht das kann ich auch. Ich kann nur sagen, dass war ein großer großer Fehler. Die Farbe meines Gesichts veränderte sich schlagartig von weiß in rot und der Lachanfall der Mexikaner war natürlich garantiert. Naja, ich konnte ja soviel trinken wie ich wollte, d.h. 2 Liter werden es wohl dann noch gewesen sein;)

Nachmittags durften wir dann zur Qualitätssicherung. Höchst interessant für mich, da ich ja den Vergleich zu Alcan habe. Zuerst wurden uns diverse chemische Tests gezeigt mit dem man die Zusammensetzung des Stahls am Schluss mit dem Wareneingang vergleicht und den zu verkaufenden Stahl auf Korrision prüft. Bei den mechanischen Test haben wir dann wie ich schon kannte einen Härtetest und eine Zugprobe vorgeführt bekommen. (ich kann nur sagen hier gibt es kein CAQ-System und kein QIS, selbst die Messschieber sind nicht elektronisch). Echt lustig, da die Prüflinge genauso aussehen wie bei uns. Die Mitarbeiter waren sehr motiviert, freundlich und haben uns echt alles erklärt.
Nach dem wir dann noch in der Research und Development Abteilung vom bisher lustigsten Mitarbeiter David erklärt bekommen haben wie das mit der rostfreien Veredelung von Stahl mit Chrom funktioniert und warum er den besten Platz im Büro hat um alle Schönheiten überblicken zu können, sind wir völlig erschöpft in den Feierabend-Bus eingestiegen und haben uns mit ein paar Cervezas ziemlich früh und kaputt ins Bett begeben.

Mal gespannt was heute kommen mag, dann werde ich wohl erfahren was ich in den nächsten Monaten zu tun habe.
Bis zum nächsten Mal, Bilder gibt es hier: Die ersten Tage

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Viele liebe Grüße aus dem Container.
Der Kaffee hier schmeckt super. Wir würden gerne noch die komplette Kofferstory hören.
Gruß an mein Blondinsche

Ralph Hofacker hat gesagt…

Alles klar, hier also die Kofferstory:

Nachdem ich ja bis Freitag mittag nicht sicher war ob die Koffer ankamen habe ich mir vom Ebay Verkäufer die Sendungscodes geben lassen. Diese hat er mir zugesendet und im Internet konnte ich doch tatsächlich sehen, dass sie ausgeliefert wurden, und das schon am Mittwoch an die Karlsruhe Adresse. Natürlich wussten meine Karlsruher Mädels überhaupt nichts von den Koffern und das beste war, dass sie alle über das Wochenende nicht in Karlsruhe in der Wohnung anwesend sein würden. Also hab ich meine Zwischenmieterin beauftragt einen Zettel am Briefkasten zu befestigen, dass der Briefträger die Pakete im Blumenladen im unteren Stock abgeben sollte. Dort wurden schon mehrere Pakete von mir abgeben. Am Samstag morgen entschied ich mich dann doch bei der völlig überteuerten Post Hotline anzurufen um nachzufragen wo meine Pakete nun wirklich sind. Da hat mir dann die Computerstimme (so wie ich das verstanden habe) ein Herr oder Frau Gloß meine Pakete angenommen. Freudenüberströmt rief ich sofort bei der älteren Dame im unteren Stock an, die auch schon mehrere Pakete angenommen hat. Diese hat mich kaum am Telefon verstanden mir aber klar gemacht, dass sie keine Pakete angenommen hat, da machte sich natürlich Entrüstung in mir breit. Trotzdem entschloss ich mich einfach nach Karlsruhe zu fahren. Auf dem Weg dorthin rief ich aus völliger Verzweiflung noch einmal bei der Post Hotline ein und verlangte diesmal einen Mitarbeiter. Dieser hat mir dann erklärt, dass nicht Frau Gloß sondern ein Herr Bloss meine Pakete angenommen habe. Zwar habe ich diesen Namen bisher noch nicht gehört, jedoch habe ich mir gedacht, dass es ein Bewohner des Hauses sein muss. Nervös in Karlsruhe in der Wohnung angekommen, konnte ich den Namen tatsächlich fiinden und kaum zu glauben, die Pakete waren tatsächlich da. Der totale Wahnsinn ist ja nur, dass die Post keinen Zettel in unseren Briefkasten gelegt hat, dass jemand anders die Pakete für mich in Empfang genommen hat! Sofort danach bin ich nach Crailsheim gefahren (insgesamt von 8 Uhr morgens bis 15.30 Uhr nachmittags unterwegs). Danach gings sofort zum Heidecker und danach auf den Canstatter Wasen, als hatte alles ein gutes Ende;)

Anonym hat gesagt…

Ist ja schon der Hammer, was dir so alles passiert, könntest eigentlich mal ein Buch darüber veröffentlichen. ;-)
Hast du nach deinem Salsa-Unfall eigentlich auch versucht Milch oder ein Joghurtgetränk zu dir zu nehmen? Das hilft meistens sofort. Außerdem wird empfohlen Weißbrot zu kleinen Kügelchen zu kauen. Wasser macht doch alles nur noch schlimmer. Mich hat so ein Milch- oder Joghurtgetränk (irgendein Lassi) beim Pakistaner/Inder quasi schon mal vor dem Ersticken gerettet, weil ich mir ziemlich viel auf einmal von einer seeeeeehr scharfen, grünen Würzsauce genommen hatte. Aus Schaden wird man eben klug. ;-) Du wirst sehen - mit meinen Tipps wirst du den Mexikanern, die dich ausgelacht haben, noch beweisen, dass du sogar zwei Salsa-Soßen über deine Tortilla kippen kannst. Würde ich sicherheitshalber aber vorher zu Hause ausprobieren. ;-)
Ansonsten erinnert mich dein Erlebnis an eine Erzählung aus dem Frühwerk von Michael Mittermeier ;-)

Viele Grüße und noch viel Spaß!

Till