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Die Reisen des jun...
By von Ralph Hofacker

Donnerstag, 8. November 2007

Hermosillo, tierra de mi amor

Um gleich zu Beginn meines Eintrags erst einmal alle Fronten zu klären. Das vergangene Wochenende war wohl das schönste Wochenende, dass ich seit Ewigkeiten verbringen durfte. Ich schwebe im siebten Himmel und mir geht es so gut wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr;)

Nun aber zu den Details:
Bevor es für mich am Freitag um 01.30 Uhr nachts Ortszeit San Luis Potosí am Busbahnhof losging sind wir noch am Donnerstag mit ein paar Arbeitskollegen auf ein Feierabend-Bier in die nahegelegene Cantina gegangen.
Dort gabs wie immer was Gutes zu essen, viel Bier und gute Stimmung. Diese übertrug sich besonders auf unsere feierwilligen mexikanischen Kollegen, sodass wir nach der Cantina noch zu uns Heim sind und ich nach zwei Flaschen Tequila später allen beibringen musste, dass es für mich jetzt so langsam heißt, meine Sachen zu packen und ab zum Bahnhof.

Gesagt, getan, und schon bald saß ich im Bus, der nach Guadalajara fuhr (geplant waren ca. 5.30 h Fahrt). Von dort aus sollte ich dann weiter im Flugzeug nach Hermosillo ( von Guadalajara ca. 1500km entfernt) kommen. Da ich schon einen Riesen-Puffer eingebaut hatte konnte eigentlich nicht viel passieren. Das aber auf der "Autobahn" ein brennender Laster quersteht und somit der Verkehr für zwei Stunden komplett lahm gelegt wurde, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Auf jeden Fall hieß es dann am Bahnhof Guadalajara (übrigens nach Mexiko Stadt die zweitgrößte mexikanische mit ca. 8 Mill. Einwohnern) schnellstens ein Taxi finden und dem Fahrer klar machen wie es um mich steht. Zwanzig Minuten später war ich dann schon am Flughafen und konnte tatsächlich noch, obwohl nur noch ca. 50 Minuten Zeit bis Flugbeginn waren, ganz normal einchecken.
Im Flugzeug waren dann die ersten nervösen Gedanken da. Zwar haben wir viele Nachrichten hin- und hergeschickt und viel gelabert, doch was, wenn alles nicht funktioniert. Wenn ich keinen verstehe, wenn niemand auf mich am Flughafen wartet usw...

Nachdem ich dann aber in Hermosillo ankam und mein Gepäck abgeholt hatte stand sie doch tatsächlich vor mir und alle meine Sorgen lösten sich in Luft auf: Paulina. Noch viel schöner wie ich sie mir vorgestellt hatte, und mit einem Lächeln im Gesicht kam ich auf sie zu. Sie erwiderte das Lächeln, wir begrüßten uns und umarmten uns innig, es war wie im Traum.
Ihre Tante Laura, die sie begleitet hatte (Paulina ist zwar schon 23 hat aber leider keinen Führerschein...), fuhr uns dann zusammen zum Haus von Paulinas Mutter, in dem ihre Mutter, ihre zwei Tanten, und sie selbst natürlich, zusammen wohnen.
Was natürlich zu Mexikos Sitten gehört, ist, dass selbst wenn man zusammen ist, das noch lange nicht heißt, dass man zusammen wohnen darf oder geschweige zusammen eine Nacht verbringen darf. Da sind die meisten knallhart. Das hieß also für mich die nächsten zwei Nächte im Hotel verbringen zu müssen. Ihr könnt euch vorstellen wie hart das für mich war, obwohl ich das natürlich alles schon vorher wusste.
Ich habe Paulinas Tanten abends draußen mit ihren Freunden gesehen (und die sind schon Mitte 30), wie sie sich teilweise stundenlangen auf der Straße unterhalten haben und dann jeder schön danach in sein Bett verschwunden ist, einfach unvorstellbar in weiten Teilen von Europa. Erst wenn geheiratet wird ist alles erlaubt;)

Nun gut, alle diese Einschränkungen haben nicht verhindert, dass wir ein unglaubliches Wochenende miteinander verbracht haben. Im Mittelpunkt stand natürlich mich mit der Küche Nordmexikos vertraut zu machen. Und da war Paulina, wie sie schnell merkte, bei mir an der richtigen Adresse. Dazu folgendes Beispiel:
Gleich das erste Essen haben wir in einem kleinen Restaurant zu uns genommen. Dabei nimmt man eine Tortilla aus Mehl als Grundlage (Darf man sich wie einen kleinen salzigen Pfannenkuchen vorstellen) und belegt diesen dann hauptsächlich mit Fleisch und dazu noch Kraut, Guacamole und anderen Köstlichkeiten. Das ganze nennt sich dann "Carnitas". Natürlich habe ich es mir am Anfang von ihr zeigen lassen, und als ich dann dachte wow, das mit dem Fleisch drauf tun auf den Tortilla hört ja gar nicht mehr auf, in Deutschland würde das ja an Wahnsinn grenzen, wusste ich genau ich bin hier richtig. FLEISCH!!!
Es war wirklich ein Genuss ihr dabei zu zu sehen.

Danach sind wir dann zu zweit los ins Zentrum der Stadt um mir eine Jacke zu kaufen (da ich auf der Hinfahrt im Bus mal wieder fast erfroren bin), ein Museum anzuschauen und einfach mal das Flair aufzusaugen. Mich hat es wirklich gewundert, dass wir soviel Zeit alleine zu zweit verbringen konnten, da mich Paulina schon von vornerein darauf aufmerkam gemacht hat, dass ihre Mama sehr sehr stark auf sie aufpasst, aber gut, mit ihr habe ich mich auch gleich optimal verstanden, vielleicht hat sie mir ja auch gleich ein bisschen Vertrauen geschenkt. Auf jeden Fall gehört ihre Familie eher zur Mittel- bis Unterschicht in Mexiko, was also das krasse Gegenteil zu Elos Familie ist. Dennoch zieht Paulina an der Privat-Uni ein Jura-Studium durch, das natürlich nicht mit einem deutschen Jura-Studium vergleichbar ist, dennoch für gute Berufschancen sorgt.

Abends sind wir dann in eine Bar gegangen um ein paar Copas zu uns zu nehmen und zu mexikanischer Nortena Musik zu tanzen. Jeder, der mich besser kennt, weiß, dass ich ja ein fabelhafter Tänzer bin. Deswegen haben wir einfach ein bisschen gewartet bis die Tanzfläche voll war um uns dann klammheimlich auf die Tanzfläche zu begeben. Die Tanzmusik der Mexikaner erinnert mich wirklich sehr oft an unsere deutsche Volksmusik, obwohl vielmehr Instrumente live gespielt werden und es viel lauter und ruppiger zugeht.
Nach dem tollen Abend wurde ich dann in mein luxuriöses Hotel heimgefahren und bin voller Emotionen und Glücksgefühlen in meinem Riesenbett eingeschlafen.

Am anderen Tag sind wir dann zusammen ins Kino gegangen, haben bei Mutti eine Caldo mit Hühnchenfleisch und Mais zu uns genommen und sind dann abends ins Casino gegangen um ein bisschen zu sündigen und Geld rauszuhauen. War wirklich sehr witzig, vor allem wenn man bedenkt wie die frommen Mexikaner, was das Eheleben angeht, hier ihr ganzes Geld in der Dummheit verprassen. Naja, eine Frau an unserem Tisch hat auf jeden Fall den Bingo-Jackpot gewonnen und uns dann für den Rest des Abends eingeladen...
Am Sonntag war dann leider nicht mehr viel zu machen, da ich schon sehr früh wieder meine Heimreise antreten musste um am Montag wieder pünktlich um sieben auf der Matte stehen zu können.

Als Fazit bleibt mir zu sagen, dass sich trotz der langen und stressigen An- und Abreise die zwei Tage hundertprozentig gelohnt haben. Wir sind ein Paar und ich versuche so schnell wie möglich wieder einen Abstecher in das ansonsten ziemlich normale, und nicht viel bietende Hermosillo zu machen. Natürlich gibt es wie immer Vor- und Nachteile. Zu den Nachteilen gehört auf jeden Fall die Distanz und die Hotelarrangements. Wenigstens wurde mir schon von Seiten Paulinas Tante versichert, dass ich das nächste Mal auch in einer ihrer Wohnungen schlafen könnte.

Nun bin ich müde und geh zur Ruh und träume von schönen Zeiten.
Bis zum nächsten Mal, Bilder gibt es hier.

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