Mein Blog als gedrucktes Buch

Die Reisen des jun...
By von Ralph Hofacker

Donnerstag, 1. November 2007

!Qué chula es Puebla!

Wie schon bereits erwähnt hieß es dann am Freitag abend für uns Beide: Auf zum Busbahnhof, um in ca. 7,5 Stunden von San Luis Potosí ins ca. 600km weit entfernte Puebla zu fahren um Elo zu ihrem Geburtstag besuchen zu kommen. Wir hatten einen einigermaßen günstigen Bus gekommen (einfache Strecke ca. 27€ pro Person), der auch in Sachen Komfort nichts zu wünschen übrig ließ. Man hat vielmehr Beinfreiheit in den Reisebussen in Mexiko und zurücklehnen kann man sich auch weiter, also viel besser zum Schlafen geeignet. Ein großer Kritikpunkt ist leider, dass die Temperatur in dem Bus der eines Kühlschranks ähnelt. Deswegen muss man sich dick anziehen.

An dieser Stelle kann ich endlich mal auf die Temperatur überhaupt in Mexiko zu sprechen kommen. In meiner naiven Einstellung und aufgrund fehlender Erdkunde Kenntnisse habe ich natürlich gedacht, dass mich in Mexiko fast nur Sonne erwartet. Dieses Denken hat sich aber schon nach der ersten Woche in Erschütterung verwandelt. Nachts wird es zur Zeit locker 0°C kalt und in den Wohnungen gibt es überhaupt keine Heizungen. Dumm nur, dass ich fast nur Sommersachen mitgenommen habe und deswegen so schnell wie möglich meinen Klamottenbestand um Winterklamotten aufbessern muss. Sogar schon mit Schal (natürlich vom FCB) und Handschuhen musste ich mich morgens auf den Weg zur Arbeit machen. Immerhin hat uns unser Vermieter schon mit genügend Decken ausgestattet, hat uns aber gleich verraten, dass man im Winter am besten sowieso mit einer Frau zusammen einschläft;)

Nun gut, auf unserer Busfahrt sind wir auf jeden Fall zwangsweise wieder durch Mexiko City (oder auch kurz D.F. genannt) gekommen. Man kann seinen Augen fast nicht trauen wie riesig die ganze Stadt ist und wieviel Lichter nachts leuchten!!!
Nach mehr als einer Stunden Durchfahrt kamen wir schließlich um vier Uhr morgens in Puebla an und ließen uns von einem Taxi zum Haus von Eloise fahren.
Die Arme machte uns dann völlig übermüded die Tür auf und empfing uns trotz der Uhrzeit mit freudeüberstrahltem Gesicht (man muss bedenken, dass sie zur Zeit im Rahmen ihres Medizin Studiums eine eigene Praxis unter Beaufsichtigung leiten muss und das 15 Tage je 24 Stunden am Stück und danach jeweils zwei Tage frei hat wie zu diesem Zeitpunkt). Im Bus konnte ich eher schlecht schlafen, sodass ich umso besser in dem Zimmer, welches uns zu Teil wurde, in einem sehr bequemen und warmen Bett bis in die Mittagsstunden schlafen konnte. Gleich beim Betreteten der Wohnung wurde mir klar, dass sich das was ich schon vorher gedacht habe, sich in die Realität umsetzte. Die Familie von Elo gehört eher zur oberen Schicht der mexikanischen Bevölkerung, da das Haus sehr groß ist im Vergleich und hervorragend ausgestattet ist.

Am Samstag Mittag durften wir dann Bekanntschaft mit den Eltern von Elo machen. Einfach unglaublich wie herzlich wir von den beiden empfangen und behandelt wurden. Wir unterhielten uns gleich köstlich, ob auf spanisch oder englisch, kein Problem. Auch das kommt eher selten vor, dass die ganze Familie Englisch sprechen kann. Dies war insbesondere für Koray perfekt, da er bisher noch nicht so zum Spanisch lernen gekommen ist. Aber ich muss schon sagen, dass ich trotz meiner Spanisch-Kenntnisse oftmals Schwierigkeiten hatte Elo's Vater zu verstehen, da er ziemlich undeutlich sprach. Das besondere an ihm war jedoch , dass er immer ein Story auf den Lippen hatte und mir auch sehr viel erklärt hat. Jetzt weiß ich zum Beispiel, dass das Wort "Gringo" von "Green Go" kommt, also von den grün-uniformtragenden Amis, die logischerweise in jenen Zeiten mehr gehasst als geliebt wurden. Nachdem wir gesagt bekamen, dass es um halb vier Mittagessen gibt, machten wir uns auf in die Stadt um die Atmosphäre ein bisschen zu erkunden.
Zuallerst holten wir jedoch unsere Freundin Edith ab, die auch mit uns in Barcelona zusammen gewohnt hat und sich extra für dieses Wochenende von ihrem Medizin-Pflichpraktikum frei genommen hat. Ich freute mich riesig sie wieder zu sehen, da wir zusammen so viel in Barcelona erlebt haben und es schon fast ein bisschen irreal schien, alle wieder in einem anderen Land weit weg von zu Hause zusammen zu haben;)

Wir schlenderten durch das Zentrum der Stadt, besuchten eine sehr alte Bibliothek, schauten Elos und Ediths Uni an und tranken einen kleinen Schnaps, der typisch für Puebla ist. Nachdem ich dann doch nicht ohne einmal die Schuhe geputzt bekommen zu haben davon kam, kehrten wir zurück zu Elos Eltern um ein absolut köstliches, reichhaltiges mexikanisches Essen zu bekommen. Es war schon so viel, dass ich für den Rest des Abends nichts mehr essen brauchte. Die ganze Familie war zugegen. Sogar Elos Bruder Leoanordo mit seiner Frau, den ich schon von seinem Besuch in Barcelona her kannte. Die Stimmung war hervorragend, was mir nur nicht gefiel war, dass Elos Mutter Maru ständig aufstehen musste um das Essen an den Tisch zu bringen oder irgendetwas zu servieren. Sie hat mit uns zusammen überhaupt nicht essen können. Und wenn Paco, Elos Vater, etwas nicht gefallen hatte, dann ist Maru wie selbstverständlich in die Küche gerannt um etwas zu holen. Als ich ihr helfen wollte hieß es dann nur, nein lass nur, setz dich hin und genieße dein Essen. Das war der erste wahnsinnige Unterschied, der mir während des Familienlebens auffiel.

Nach dem Essen war es dann Zeit sich für die Party abends fertig zu machen. Der Plan war erst einmal zu einer Freundin, die alleine, ohne Eltern in einer WG wohnte, zu fahren und danach auf die Piste zu gehen. Grund genug für Koray und mich erst einmal im Supermarkt eine Flasche Bacardi Black zu kaufen um die Perfektion des Abends ein bisschen zu steuern;)

Nun kommt ein weiterer Hammer: Schon in der Wohnung von Elo haben wir mehrere Cervezitas zu uns genommen und auch auf dem Weg zu ihrer Freundin und danach in die Disco hat Elo nicht nur einen Drink zu sich genommen. Trotz alle dem scheint es in Mexiko kein Problem zu sein dennoch ein Auto führen zu können. Nachdem mir Elo erzählt hat, dass vor ein paar Tagen die Polizei selbst einen großen Unfall aufgrund Trunkenheit am Steuer der Beamten verursacht hatte, brauchte ich gar nichts mehr zu dem Thema sagen;)
In der besagten Wohnung angekommen machten wir Bekannschaft mit Elos überaus netten und hübschen Freundinnen und einigen Freunden. Zusammen sind wir dann erst einmal in eine (welch ein Spaß) deutsche Bar gegangen in der tatsächlich deutsches Kulturgut in Form von Erdinger Weißbier erhältlich war. Grund genug für uns ein Runde zu schmeißen um den Mexikanern klar zu machen, dass das beste Bier aus Deutschland kommt. Nach dem Schmauß standen schnurstracks zwei Flaschen Whisky auf dem Tisch und ein paar Mischgetränke. Später kam noch dazu, dass auf der Showbühne der Bar ein Biertrinkwettbewerb stattfand bei dem ich natürlich als Deutscher nicht fehlen durfte;)
Ziel war es zwei Flaschen Pils so schnell wie möglich zu trinken. Ich hatte mehrer mexikanische und einen asiatischen Gegner. Mir wurde klar, dass das Match nicht allzu schwierig werden konnte, da ich ja sozusagen der Hausherr war.
Aufgrund meines Pegels, den ich schon hatte, und meinem vollen Magen (welche Ausrede) habe ich jedoch tatsächlich nur den zweiten Platz errungen, dafür fühlte ich mich natürlich nach den zwei Pressbier wie auf Wolke 7 :-)

Mit der Zeit fingen wir dann natürlich an wie wild zu tanzen und zu feiern. Bevor wir dann die Lokalität wechselten um in die nächstgelegene Disco zu gehen, wollte doch tatsächlich der Security-Mann der Bar ein gewisses Trinkgeld von mir sehen, da er anscheinend alles gesehen hatte (Details gibt es nur auf Anfrage, jeje).

In der Disco war der Spaß natürlich am Siedepunkt bis wir um zwölf auf Elos Geburtstag anstießen.
Müde und erschöpft sind wir dann in den Morgenstunden noch bei einem Taco-Imbiss zur Stärkung vorbei, bevor wir dann ins Bett fielen.

Am Sonntag war der Plan nach dem Frühstück die nahegelegene, vom Volumen her größte Pyramide Mexikos, in Cholula zu besuchen. Dies wurde dann auch in die Tat umgesetzt und war auch, obwohl das meiste der Pyramide durch Bäume und Grasbewuchs verdeckt war, sehr imposant. Auf dem Kopf der Pyramide befand sich eine hässliche Kirche, die von den Spaniern als Zeichen der Eroberung erbaut wurde.
Auf dem Rückweg zu Elos Geburtstagsessen haben wir dann noch bei einer Marktfrau eine kleine Packung fritierte Grashüpfer gekauft, denen ich einfach nicht widerstehen konnte. Den ersten Hüpfer musste ich natürlich gleich zu mir nehmen und ich muss sagen, dass es gar nicht schlecht schmeckte. Edith und Elo haben mir dann aber gleich erklärt, dass man die Tiere mit Salz und Limette essen muss, was ich heute gleich gemacht habe.

Zu Hause angekommen war bereits der ganze Family-Clan anwesend und der Tisch festlich in Halloween Manier geschmückt. Anhand der Fotos kann man erkennen wie genial das Essen danach war. Und jetzt kommt der zweite familiäre Hammer: An solchen Festereignissen ist es in mexikanischen Familien anscheinend gar nicht unüblich einen hauseigenen Diener oder besser Ober zu engagieren, damit die Mutter nicht alles machen muss. Das hieß also, dass ständig jemand da war, der alle Wünsche erfüllt hat, einfach unglaublich!!! (Siehe z.B. Prinz von Bel Air).
Da dieser Tag aber leider der erste war in meinem Mexiko Aufenthalt, an dem dich Magenprobleme hatte konnte ich leider nur die Essens-Köstlichkeiten und nicht die Trink-Köstlichkeiten probieren. Alles aber nicht so schlimm wie sich am nächsten Tag herausstellte.

Zwei Stunden später hieß es dann Abschied nehmen von der so lieben Familie, aber natürlich nur mit demVersprechen sich bald wieder sehen zu lassen, spätestens um Weihnachten, wenn dann auch ein weiterer Mitbewohner aus Barcelona wieder zu Besuch kommt um seine Freundin Elo zu sehen;)

Glücklich und zufrieden (naja, aufgrund der Klimaanlage im Bus mit einer starken Erkältung) und mit vielen Erfahrungen reicher sind wir dann Montag morgens um 4 Uhr wieder in San Luis Potosí angekommen. Zwei Stunden Schlaf später hieß dann raus aus den Federn und ab zur Arbeit!!!

Nächstes Mal werde ich wohl von meinem Aufenthalt im 1300km weit entfernten Hermosillo erzählen wo ich meine Skype-Bekannschaft nach zahllosen Anrufen und Chats endlich übers Wochenende sehen werde. Fotos aus Puebla gibts hier

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