Mein Blog als gedrucktes Buch

Die Reisen des jun...
By von Ralph Hofacker

Donnerstag, 20. Dezember 2007

Hermosillo, die Zweite


Voller Freude kann ich aber berichten, dass die vergangene Woche nur zwei Tage Arbeit, Montag und Dienstag, für mich bedeuteten, da ich ab vergangenen Mittwoch bis zum Sonntag meinen zweiten Ausflug zu meiner Freundin Paulina nach Hermosillo unternommen durfte.
Diese Tage in der Arbeit frei zu bekommen war wirklich ein Kampf, bis ich am Dienstag Abend fünf Minuten vor Feierabend die Zusage dafür bekommen habe. Im Ausgleich dafür, darf ich in dieser Woche jeden Tag bis sieben Uhr abends in der Arbeit schuften...
Natürlich hatte ich den Flug schon Wochen zuvor gebucht, doch mit der weiten Voraussplanung ist hier nichts anzustellen in Mexiko, deswegen auch diese kurzfristige Entscheidung meiner Chefin. Ich dachte mir nur, wenn ich ein paar der leckeren Süssigkeiten aus Hermosillo mitbringe, wird sie ich bestimmt freün und wieder ein bisschen besser drauf sein.

Freudeüberstrahlt machte ich mich dann Dienstag nacht auf zum Busbahnhof um nach Monterrey (die drittgrösste Stadt Mexikos nach Mexiko City und Guadalajara) zu kommen wo diesmal mein Flug nach Hermosillo startete.
Dieses Mal ohne Probleme kam ich pünktlich in Hermosillo an, wo mich meine Freundin herzlich empfing. Leider konnte ich sie diesesmal nicht im Minirock bewundern, da sich die Temperatur in Hermosillo sehr stark abgekühlt hat und sich dies auch während meines gesamten Aufenthalt nichts änderte. Man musste also fast immer Jeans und ein langärmeliges Oberteil tragen, leider...
Da ich an diesem Tag ziemlich müde aufgrund der nächtlichen Anreise war und Paulina sowieso noch bis spät abends Uni hatte ausser uns ausgiebig lieb zu haben :-D nicht viel unternommen. Die Zeit verbrachte ich in dem Haus ihrer Mutter und Tanten bis ich dann natürlich (wer glaubt auch schon, dass es anders sein sollte) in der Nacht zum Haus ihrer Tante Laura gefahren wurde wo ich die nächsten vier Nächte zubringen sollte.
Das Haus von Laura ist in einer etwas reicherern Gegend voller Neubauten gelegen und noch nicht in fertigem Zustand. Für mich natürlich nicht weiter schlimm obwohl ich es schon lustig fand mit dem Eimer ausserhalb des Hauses das Wasser zum Duschen und zum Klo spülen zu holen. Vor allem in der ersten Nacht war mir mulmig, da sich mein Körper einiger Sachen entledigen musste und ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass es ausserhalb Wasser gibt;)
Ausserdem ist noch kein Bett in der Wohnung vorhanden und die Luftmatratze, die wir beim nahegelegenen Fahrradladen aufpumpen liessen, machte leider schon nach wenigen Minuten schlapp, was darauf schliessen lässt, dass die Qualität nicht gerade Güteklasse A war. Es blieb mir also nichts anderes übrig als auf dem Boden die vier Nächte zuzubringen, was aber durch unzählige Decken überhaupt kein Problem darstellte. Das einzig nervige war, dass das Haus von Laura weit entfernt (ca. 20 Minuten mit dem Auto) vom Haus meiner Freundin liegt und ich jeden Tag entweder auf die Tanten mit Auto warten musste oder ein Taxi für 80 Pesos berappen.
Da ich schon vor mehreren Tagen einen Brief an Paulina und ihre Mum geschrieben habe in dem ich meine Pläne für das Wochenende schilderte wurde mir immer klarer, dass es ohne ein Auto zu mieten wirklich nervig sein kann.
Dennoch gab ich mich in den ersten Tagen auch ohne eigenes Gefährt zufrieden, da wir oftmals das Auto von Paulinas Tante ausleihen konnten. Dazu folgende Anekdote zu Beginn. Aufgrund meines Bochos in San Luis Potosí war ich gewohnt die Bremse sehr stark durchtreten zu müssen, da die Bremsblöcke meines Käfers schon einige Kilometer mitgemacht haben und nicht mehr die Neüsten sind. Beim ersten Mal im Auto von Laura am Steür, Paulina neben mir sitzend im vorderen Bereich, ihre Mutter hinten mit Thermoskanne bewaffnet, passiert mir doch tatsächlich der Fauxpas an eine Kreuzung hinzufahren, abbremsen zu wollen und die Bremse des Nissans stark zu betätigen.
Natürlich macht es einen Riesenruck und sagen wir einfach, dass die Thermoskanne nach diesem Stopp ihrer ursprünglichen Funktion nicht mehr gerecht werden konnte, leider...:(
Aufgrund dieser Tatsache war dann nach einem genialen Ausflug in die Stadtmitte, mit Besuch des Regierungsgebäudes des Staates Sonora, Besuch der Kathedrale und dem Park ein Ersatz der Thermoskanne gefragt. Dazu lieferte ich Paulina erstmal an der Uni ab um dann im Walmart eine Thermoskanne und zum Trost einen in Mexiko sehr beliebten roten Weihnachtsstern zu kaufen.
Nachdem dann Paulina sehr früh von der Uni zurück kam konnten wir noch in die Stadt gehen um meine geliebten Carnitas zu essen, ricoooooooo.
Für mich war dann aber am Freitag klar, dass ich ein Auto brauchte, da ich es gewohnt bin selbständig zu sein und auf mich alleine angewiesen. Nichtsdestotrotz musste ich am Freitag auf die Tanten Paulinas warten, da sie die Schlüssel von der Wohnung brauchten. Was passierte natürlich? Ich war stinksaür als diese erst um ein Uhr mittags auftauchten durfte mir aber natürlich nichts anmerken lassen. Der Höhepunkt war dann als ich in die Wohnung von Paulina kam, ihr abermals von meinen Plänen ein Auto zu mieten berichtete und sie mir klar machte, dass ich davon kein einziges winziges Detail ihren Tanten erzählen sollte.
Das brachte mich natürlich zur Weissglut und erhöhte meinen Hass auf die mexikanische Unselbständigkeit und die Kontrolle der Eltern oder Familienangehörgien über die "Jungen" bis ins hohe Alter. Nun kommt aber der absoute Abkracher: Anstatt etwas mit Paulina alleine zu unternehmen, was wurde mehr oder weniger von mir verlangt? Den Vorhof des Hauses mit Seife und Wasser abzuschrubben, damit der Steinboden mit irgendeiner Farbe lackiert werden konnte. Nachdem ich dies erledigt hatte folgte die Ausstattung des Hauses mit Weihnachtsbeleuchtung. Da sich ausser mir und Paulina niemand aufs Dach traün wollte erledigten wir das natürlich auch noch. Als Fazit dieses Tages kann man ziehen, dass sich alle meine Träume verwirklichten als wir wenigstens alleine zusammen am Abend ins Kino gehen durften.
In der Nacht zum Samstag fasste ich dann den weissen Entschluss am anderen Morgen zum nächsten Supermarkt zu gehen um ein Telefonbuch zu schnappen und ein Auto zu leihen ohne auch nur ein Sterbenswörtchen darüber jemandem zu erzählen.
Nach zig Anrufen in verschiedenen Autovermietungen hatte ich dann bei Hertz Glück und konnte mir eine Ford Focus Limousine für 700 Pesos (ca. 45€) den Tag ausleihen. Das perfekte war, dass ich das Auto auch am Flughafen abgeben konnte und das auch noch exakt zu der Zeit in der ich wieder abfliegen musste.
Natürlich kamen zwischendurch brennende Anfragen seitens Paulina was ich den gerade machen würde, diese wimmelte ich jedoch ab in dem ich behauptete ich schliefe länger und ich müsste mich noch duschen usw....
Mit stolz geschwellter Brust kam ich dann etwas später am Haus von Paulina an um die teils erstaunten, teils freudigen aber auch teils skeptischen Gesichter ins Auge zu blicken. Was dann aber allen sofort klar war, dass mit mir nicht zu spassen ist. Auf jeden Fall konnten wir uns es dann doch erlauben meinen Plan an den Strand zu fahren in die Tat umzusetzen, da ich ja am Vortag schon meine Pflicht erfüllt hatte.
Zusammen mit Paulinas Cousine Mari-Lu machten wir dann uns auf den Weg nach San Carlos an den Strand. Auf dem Weg dorthin konnte ich endlich etwas von der Umgebung Hermosillos sehen. Sowohl unzählige Hügel und kleine Berge von Kakteen überströmt als auch richtig kahle sandige Gegenden konnte im Vorbeifahren sehen. Ich fühlte mich frei und richtig gut. Klar war, dass aufgrund der Kälte mit Baden nichts zu machen war, dennoch konnten wir uns an den Stränden hinflacken und die Meeresluft zusammen geniessen. Nach dem Relaxen am Strand, und einem kleinen Snack an einer Strandbar machten wir uns (nach einem kleinen Zwischenstopp in einer nahegelegenen Stadt namens Guaymas) auf den Heimweg, da wir schon am anderen Tag zum Abendessen einen Tisch in einem Restaurant reserviert hatten.
Im Lokal Mariachismo selber konnten wir dann die Köstlichkeiten Mexikos (Carne asada, Tortillas, Salsa...) begleitet von ein paar Bieren und Livemusik einer Mariachi-Gruppe aus Guadalajara geniessen und den Abend perfekt ausklingen lassen.
Am Sonntag morgen mussten dann nur noch die Geschenke und Mitbringsel für San Luis Potosí und Deutschland besorgt werden um dann leider auch schon wieder die Heimreise antreten zu müssen.
Insgesamt war es wieder ein unvergessliches Wochenende, mit all seinen höchsten Höhen und tiefsten Tiefen. Ich stelle mir imm wieder die gleiche Frage: warum mache ich das überhaupt, ich kann nicht zusammen mit meiner Freundin im gleichen Bett schlafen und bezahlen muss ich sowieso alles für sie (Tschuldigung, typisch deutsch:( ) Dennoch möchte ich am liebsten heute schon zurück fliegen und habe meinen nächsten Flug nach Hermosillo bereits gebucht, jedoch erst für Ende Februar nach Ende meines Praktikums um nicht in Konflikte mit der Arbeit zu geraten. Ausserdem werde ich dann etwas länger bei ihr bleiben können und wir denken darüber nach zusammen nach Los Angeles zu reisen um einem Onkel Paulinas einen Besuch abstatten zu können.
Dazu muss doch erstmal das Visum von Paulina beantragt werden, dem sehe ich sehr skeptisch entgegen, dennoch möchte ich am liebsten gleich morgen wieder zurückfliegen.
Nun gut, nach einer langen Heimreise mit einer Stunde Stau in Monterrey im Taxi sitzend aufgrund zu vieler Autos und zu vielen Menschen und einer anregenden Unterhaltung mit dem Busfahrer bin ich wieder zurück in San Luis Potosí, absolut erkältet und hoffe bis zum Wochenende wieder gesund zu werden...


Hiermit verabschiede ich mich erstmal von euch allen und wünsche ein fröhliches Weihnachtsfest wo immer ihr auch sein werdet und mit wem ihr es auch verbringen werdet. Lasst die Tage mit Genuss und Ruhe verstreichen und trinkt für mich das ein oder andere Glas Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt mit. Desweiteren hoffe ich, dass ihr es ordentlich an Silvester krachen lasst und wir uns gesund und wohlgesonnen im neün Jahr wieder begegnen.
Für mich und Koray heisst es am Samstag auf nach Mexiko City um meine Freundin aus Belgien, die gerade Praktikum in Miami, USA, macht und mit mir zusammen in Barcelona war, abzuholen und dann weiter nach Pübla zu reisen um dort mit der Familie von Eloise und anderen Freunden aus der Barcelona Zeit Weihnachten zu feiern. Danach werden wir uns wohl die Weihnachtswoche über an den Stränden Mexikos herumtreiben um dann Silvester entweder in Mexiko City oder zurück in San Luis Potosí zu verbringen.
Wir sehen uns wieder im Jahr 2008.

¡¡¡FELIZ NAVIDAD A TODOS, Qü LES VAYA MUY BIEN!!!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Danke sehr an den Autor.

Gruss Tina