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Die Reisen des jun...
By von Ralph Hofacker

Sonntag, 17. Februar 2008

Zacatecas = El Eden, la Mina, el Teleférico = klein, aber oho!

Im Folgenden werde ich von einer Stadt berichten, die wohl ihresgleichen in Mexiko suchen wird. Bisher durfte ich noch nicht die Ehre erfahren in Guanajato, der nach Mexikaner zu urteilen schönsten Stadt Mexikos, zu weilen, aber ich denke, dass Zacatecas (jedenfalls für mein kleines bisschen) nahe hinkommt.

An jenem Samstag, den 9. Februar diesen Jahres, machten wir uns also in unserem Bocho (mexikanisch für VW Käfer, wer es noch nicht weiß) ins 2 einhalb Stunden entfernte, nordwestlich von San Luis Potosí liegende, Zacatecas auf.

Die Autofahrt lief bis in die Stadt hinein völlig ohne Probleme ab, bis leider durch einen weiteren, dieser unheimlich annervenden und völlig überflüssigen Topes (das sind die bereits in früheren Einträgen verfluchten kleinen Erhöhungen auf den Straßen, die dafür sorgen, dass Mexikaner sich auch wirklich mehr oder weniger an die Geschwindigkeitsregelung halten) der rechts vorne liegende Stoßdämpfer seinen Geist aufgab. Dazu hieß es so schnell wie möglich einen Automechaniker zu finden. Diesen gefunden wurde das Problem ausführlich erklärt (hätte nie gedacht, dass ich mal dieses Wort auf Spanisch kennen lernen würde – Amortiguador) und auf den Schreck und die Wartezeit erst einmal ein Sixer Indio im Oxxo gekauft ( i)Oxxo = genialer Supermarkt = mein zweites Zuhause in Mexiko=hat alles was man braucht, ii) Gerade gibt es ein unschlagbares Angebot: Kauf einen Sixer Indio-Bier -was mein zweitliebstes hier nach Victoria ist- und die siebte Flasche gibt’s umsonst und das auch noch nur für 42 Pesos was ca. 2,70€ entspricht).

300 Pesos (was ca. 20€ entspricht) und zwei neue Stoßdämpfer, reparierten Handbremse und angezogenen Vorderbremsen später ging es dann mit ca. 2 Stunden Verspätung ins Hostal welches wunderbar im Zentrum nahe der Kathedrale liegt. Wenn es einen Preis für das beste Hostal in Mexiko geben würde, wäre dieses Hostal sehr weit vorne dabei auf den Spitzenplätzen. Schön kolonial gehalten, Bäder absolut sauber, schöne Küche mit allem was man so braucht, einen absolut netten Besitzer und darüber hinaus gefüllt mit einer Studentenklasse aus Norwegen mit 26 Mädels!!!!!!!!!!!!!!

Wären unsere zwei Kumpels Luis und Gabo schon an diesem Wochenende mit auf Tour gewesen wären diese bestimmt ausgeflippt, da dieser Typ Frau genau das ist was es in Mexiko nicht gibt und worauf die Mexikaner absolut stehen. Dagegen war ich ja durch meinen Norwegenaufenthalt bereits an diese Gesichter gewohnt.

Der Nachteil ist leider, dass, wie ich schon in Norwegen erfahren durfte, die Völker des Nordens Europas etwas zurückhaltender und schüchterner sind und das natürlich das komplette Gegenteil von Mexiko darstellte. Deswegen hieß es sich mit einer Flasche Tequila zu bewaffnen und sich mit den anderen Mitbewohnern des Hostals (Juan aus Mexiko City – der wohl verrückteste Mexikaner, den ich bisher kennengelernt habe, zwei Mädels aus Tijuana und einem Pärchen aus Frankreich, welches seine Flitterwochen in Mexiko verbrachte und sich über den Marihuana Preis Mexikos erfreute) für den Abend zusammen zu tun. Einige Blätter und eine Flasche Tequila später hieß dann das auserkorene ganz klar gesteckte Ziel: Die wohl beste und berühmteste Disko Mexikos (nach den Clubs von Cancún und Acapulco wahrscheinlich) namens El Eden, in der Mine Zacatecas gelegen, zu besuchen.

Diese Disko liegt inmitten einer Silbermine, hat den höchsten Stand technischer Ausstattung, Handys haben völligen Empfang und ein einzigartiges Ambiente ist garantiert. Außer Juan konnten wir leider keinen dazu bewegen uns zur Disko zu begleiten. Nichtsdestotrotz war der Weg sehr unterhaltsam, da ich durch Juan über Drogen aufgeklärt wurde, von denen ich bisher in meinem ganzen Leben noch nichts gehört habe. Wenige Minuten später kamen wir am Ort unserer Träume an. Von weitem sah ich schon das einladende Schild und daneben zeitgleich die ausladenden Securitys. Wie immer glaubte ich irgendetwas in den letzten Tagen falsch gemacht zu haben, da mir beim Betreten der Anlage erklärt wurde, dass der Besitzer der Disko an diesem Abend eine private Pyjama-Party veranstalte und deswegen zur Zutritt für Gäste untersagt sei. Ich konnte mich vor Wut kaum zurückhalten, dennoch war klar, dass uns der Genuss an diesem Abend nicht zuteil wurde die fünftbeste Disko der Welt zu betreten. Schon in diesem Moment war uns klar, dass dies nicht der letzte Aufenthalt in Zacatecas gewesen ist, was sich schon (wie ich im Anschluss berichten werde) am darauf folgenden Wochenende in Realität umsetzte.

Völlig traurig und frustriert hieß dann sich wieder auf den Rückweg zu begeben um eine andere Location zu suchen. Unserem Spürsinn folgend sprachen wir die ersten hübschen Mädels auf der Straße an wo denn in der Stadt noch was los sei und schwuppsdiwupps wurden wir eingeladen sie ins Shiva, einer nahe gelegenen Disko, zu begleiten um den Geburtstag von einem der Mädels zu feiern. In der Disko angekommen warteten schon die Freundinnen von den Mädels an einem Tisch auf uns und wie sich im Laufe des Abends herausstellte sollten dies nicht die einzigen hübschen Frauen gewesen sein. Einfach unglaublich, Frauenanteil 70%, dazu noch alle hübsch und der Abknaller, eine Flasche Bacardi für schlappe 150 Pesos (ca. 10€). Da war natürlich Happiness angesagt. Zudem durfte dann das Publikum noch die Ehre erfahren ein Lied von Culcha Candela (du bist Hammer) zu hören. Zu dem Zeitpunkt habe ich mich gefragt woher wohl der DJ stammt wenn er schon eine deutsche Band aus Kolumbianern bestehend auflegt…

Nach dieser doch noch geretteten Nacht ging es glücklich und zufrieden ins Hostal (na ja, nach Koray zu urteilen, ich kann mich da nicht mehr so an alles außer der Bacardi-Flasche erinnern). Am anderen Morgen schellte dann schon um 10 Uhr der Wecker um im Empfangssaal auf dem Kanal TVC endlich mal wieder die Traummannschaft von Bayern gegen Bremen spielen zu sehen was in einem völlig unverdienten 1:1 aus der Sicht von Bremen endete.

Nach einem herrlichen Gorditas-Frühstück hieß das Ziel La Mina, die Silbermine von Zacatecas. Wir machten eine hervorragende Führung mit einem etwas groß geratenen Mexikaner, der uns alle möglichen Details erzählte. Zum Beispiel, dass in der heutigen Zeit fast kein Silber mehr gefördert wird, da sonst die Anwohner auf der Mine in Gefahr kämen, dass aber im 18. Jahrhundert dafür die Spanier durch die Förderung von Silber in der Mine Zacatecas zur Wirtschaftsmacht Europas zu diesem Zeitpunkt avancieren konnten.

Andererseits werden in der ca. 70km entfernten Silbermine von Fresnillo heute noch 7 Tonnen Silber täglich gewonnen, was meiner Meinung nach ziemlich viel ist.

Nach dieser aufregenden Führung stand noch der Besuch des Teleférico auf dem Programm, einer Seilbahn, die von einem Hügel Zacatecas auf einen anderen Hügel Zacatecas führt. Da man als Deutscher Seilbahnen in weitaus größerem Ausmaße gewohnt ist war dies nichts groß besonderes, dennoch konnte man einen schönen Überblick über die wunderschöne Stadt genießen und auf dem Rückweg zum Hostal ein paar Souvenirs (in Form von Silber für die Family) ergattern.

Dies sollte aber noch nicht alles von dieser schönen Stadt gewesen sein. Auf dem Rückweg nach San Luis ist uns eine Geschäftsidee für den deutschen Markt ins Auge gesprungen. Diese nennt sich Auto-Lata und ist eine Riesen Bierdose halbiert auf dem Boden angebracht wobei sich im Innern ein ganz normaler Supermarkt befindet. Der Witz ist einfach, dass man mit dem Auto durchfahren kann ohne aussteigen zu müssen, den Mitarbeitern sagt, was man benötigt und vor zur Kasse fährt um zu bezahlen. Schnell, einfach und unkompliziert, dass sollte sich doch in die Realität umsetzen lassen. Unsere Pläne sind schon sehr gut strukturiert, das einzige was fehlt ist das Startkapital jajaja:-)

Wie schon zuvor angemerkt ging es dann am darauf folgenden Wochenende ein weiteres Mal nach Zacatecas. Diesmal zusammen mit unseren zwei Cuates Luis und Gabo und das einzige Ziel, dass wir hatten, war in die Disko El Eden zu gelangen. Dies bedeutete mit ein paar Sixern bewaffnet mit dem Bocho zu viert am Freitagabend nach der Arbeit sofort loszustarten um pünktlich zur Partystunde anwesend zu sein.

Nach einer wahrlich meisterlichen Fahrleistung meinerseits und am Schluss von Koray (damit ich noch ein paar Biere abbekam) kamen wir nach ein bisschen mehr wie 2 Stunden im gleichen Hostal wie in der Vorwoche an, packten unsere Sachen aus und machten uns auf zur Mina. Dort angekommen und 100 Pesos Eintritt (ca. 6,50€) bezahlt wurden wir mit einem Lorenwagen in die Gruft gefahren. Die Stimmung war hervorragend und die Erwartungen immens.

All dies wurde dann im Inneren der Disko bestätigt. Die Ohren wurden von herrlichen Klängen berauscht und die Augen von einem Lichtertanz hypnotisiert. Eine Flasche Rum kostete uns lediglich 360 Pesos (ca. 23€), sodass klar war, dass der Abend nur im Himmel enden konnte. Das einzige Manko, dass wir hatten war, dass an diesem Abend nur wenig Leute die Disko besuchten. Nichtsdestotrotz machten wir schnell Bekanntschaft mit dem Nachbartisch und es wurde viel getanzt:-) Nachdem dann die Show schon um zwei zu Ende war suchten wir natürlich eine Location um die Nacht sachgemäß ausklingen zu lassen. Ein paar Leute aus der Mina machten uns darauf aufmerksam, dass eine Disko auf dem Berg des Teleférico seine letzte Nacht auf hat und deswegen bis in die Morgenstunden Party geben würde. Mit dem Taxi angekommen war uns gleich klar, dass hier der Bär abgeht. Schon nach wenigen Minuten kamen wir mit ein paar Mädels ins Gespräch und die Biere wanderten die Kehle hinunter. Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern warum, aber Gabo und Luis machten sich schon vor uns auf den Rückweg ins Hostal und plötzlich wurde ich von einem Anrufhagel auf meinen Handys überrascht. Ich sollte doch so schnell wie möglich zum Hostal kommen, da etwas mit dem Bocho (was übrigens wie Botscho ausgesprochen wird für alle Nicht-Spanier) nicht in Ordnung sei. Sofort schnappte ich mir ein Taxi um mich zu vergewissern was vorgefallen war. Am Parkplatz angekommen sah ich wie zwei Mexikaner namens Luis und Gabo im Bocho saßen und das mitten aber wirklich mitten auf der Straße. Sie erklärten mir dann, dass sie es mit dem Autoschlüssel von Gabo schafften den Bocho zu öffnen. Und warum? Weil irgendjemand einen Stein vor das Vorderrad des Käfers legte, da dieser wohl anfing den Berg (wir parkten auf einem mehr oder wenigen steilen Anstieg) hinunterzurollen. Gabo und Luis versuchten dann den Motor des Käfers anzuschalten um ihn woanders zu parken, was ihnen aber ohne meine Schlüssel nicht gelang. Mit meinen Schlüsseln parkten wir dann das Auto an der Ecke der Straßenkreuzung was sich als dummer Fehler herausstellen sollte. Am anderen Morgen, als wir unsere Sachen aus dem Hostal holten um sie im Käfer zu hinterlegen sahen wir dem Grause schon ins Auge. Ein Besoffener muss wohl in den frühen Morgenstunden an der Ecke den Käfer nicht gesehen haben und ihn an der rechten hinteren Ecke erwischt haben. Stoßdämpfer, Aufhängung und Rücklichtverdeckung lädiert. Nicht allzu schlimm, jedoch nervig, da wir das in der Nacht nicht bedacht hatten. Und wie es in Mexiko halt so ist, ist es günstiger das Beschädigte direkt beim Mechaniker zu bezahlen als es über die Versicherung regeln zu lassen. Etwas genervt schlenderten wir dann noch durch die Gassen von Zacatecas um ein paar Souvenirs zu kaufen bevor es dann wieder zurück nach San Luis Potosí ging. Schon auf dem Weg dorthin wurden wir von Gabos Eltern angerufen, wo wir wohl stecken, da wir schon zwei Stunden Verspätung hatten. So ist Mexiko, obwohl man schon so alt ist, dass man auf eigenen Beinen stehen könnte, wird man von den Eltern immer noch wie ein Baby behandelt. Ich sag nur eins, ich würde ausflippen!!!

Bilder von der Mina gibt’s hier.

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