Was gibt es ansonsten über mein normales Leben in Monterrey zu berichten?
Dazu werde ich zuerst ein paar Worte über private Dinge verlieren bevor es dann zu geschäftlichen und etwas ernsteren Themen kommt.
Weiterhin habe ich nach mindestens 30 Anrufen im Migrationsamt endlich jemanden an die Strippe bekommen um nachfragen zu können ob die Registrierung meines Visums bereits erfolgreich vonstatten gegangen ist. Dies wurde mir überraschenderweise bestätigt, sodass ich bereits nach 4 Wochen mein Visum registriert bekommen habe und wieder im Amt abholen konnte. Nach Aussage mehrere deutscher Studenten ein Wunder (die meisten warten mehr als 3 oder 4 Monate, mein Roomie Klaus schon 6 Monate). Dies bestätigt mal wieder meine These, dass man, wenn man sich einmal genügend anstrengt und wirklich mehrmals nachfragt welche Dokumente und Nachweise bei einem Amtsgang eingereicht werden müssen , alles viel schneller erledigt bekommt und man somit gut mit dem Staat auskommt, einfach super.
Nach dem Wochenende mit Marissa und ihrer Familie in Acapulco war dann am Folgewochenende mein Kumpel Luis aus San Luis Potosí bei mir zu Hause zu Gast.
Dies bedeutete natürlich, dass es ein Anstrengendes werden sollte.
Am Samstagnachmittag wurde Halt im besten Klamotten-Laden der Welt (Pull & Bear) gemacht. Der Nacht wurde dann mit ein paar Bier und einer Flasche Rum eingeläutet und im Barrio Antiguo (der Stadtteil Monterreys mit dem angesagtesten Nachtleben) bis in die frühen Morgenstunden verbracht. Leider wählten wir in dieser Nacht die Chavela als Club aus. Eintritt 170 Pesos (ca. 10€) mit Open-Bar bis um 2 Uhr morgens. Hört sich nicht schlecht an. Das Problem ist nur, dass der Laden völlig überfüllt ist und absolut minderwertiger Alkohol ausgeschenkt wird. Als mir dann auf meinen Wunsch einen Cuba-Libre zu bekommen Cola mit Sprite angedreht wurde verlor ich die Fassung und musste den Becher auf den Boden gießen…
Insgesamt bedeutet das, dass ich immer noch auf der Suche nach dem besten Club in Monterrey bin.
Nach knapp 3 Wochen darf ich konstatieren, dass ich außer einer Nacht mit Rum und einer Nacht mit zwei Bier keinen Tropfen Alkohol zu mir genommen habe, 5-6 Mal in der Woche im Fitnessstudio war und sogar auf Erfrischungsgetränke (außer 1x pro Woche) jeglicher Art verzichtet habe. Ein gutes Fazit, dass ich bis zum 12. Dezember durchhalten will (dann kommen wieder Luis und Gabo aus San Luis).
Kurzes Statement zum Fitnessstudio an der Hochschule. Die Öffnungszeiten sind genial: Unter der Woche zwischen 6.30 Uhr bis 15 Uhr und von 16 Uhr bis 23 Uhr, am Sonntag von 8.30 Uhr bis 15 Uhr geöffnet, die Sanitärräume sind gepflegt und die abschließbaren Boxen für mitgebrachte Taschen sind auch ok.
Was aber eine absolute Katastrophe ist, ist der Trainingsbereich. Von 20 Cardio-Laufbändern funktionieren nur 8-9 regelmäßig und auch die manchmal nur mit Tücken. Das Studio ist meistens überfüllt, sodass man oft warten muss um ein Gerät benutzen zu können und eine professionelle Betreuung kann man auch nicht erwarten. Deswegen sehe ich manche Mexikaner Übungen in einer Art und Weise ausführen für die ich bei Bernd und Jochen im Life & Art in Crailsheim regelrecht eins auf die Mütze bekommen würde.
Naja, mal schauen wie ab Januar die Spinning-Kurse vom Niveau her sind. Bin echt gespannt!
Kommen wir nun zum Geschäftlichen Teil.
Wie sieht der normale Tagesablauf außer der Gang zum Fitnessstudio aus?
Ziel meines Aufenthalts ist ja bekanntlicherweise die Anfertigung meiner Diplomarbeit bis Mitte Ende April 2009. Dazu gibt es leider schlechte Neuigkeiten.
In den letzten paar Wochen war ich schwer damit beschäftigt herauszufinden wie die Schnittmenge zwischen einem annehmbaren Thema mit genügend mathematischem Inhalt, (das von der Uni Karlsruhe akzeptiert wird) und dem Forschungsbereichs meines Betreuers Dr. de Gárate aussieht In diesem Zuge war insbesondere damit beschäftigt in Zusammenarbeit mit einem Kollegen von meinem Betreuer, der an der Harvard Law School in Massachusettes doziert, Berechnungen von Key Performance Indicators (wie z.B. Tobin’s Q, ROE und Abnormal Return) für lateinamerikanische Firmen, die ihre Wertpapiere nicht nur im Herkunftsland emittieren sondern auch am amerikanischen Aktienmarkt anbieten, durchzuführen. Außerdem habe ich im Finanzlabor der Uni ein Zertifikat für die Bedienung eines Bloomberg-Terminals abgelegt. Wirklich der Wahnsinn was man damit alles machen kann. Wenn man es wirklich drauf hat kann man mit der Software jegliche Information, die man über ein Finanzinstrument, welches an irgendeinem Wertpapiermarkt registriert ist, oder über eine registrierte Gesellschaft in finanzieller oder in Corporate Governance Hinsicht herausfinden will, mit nur ein paar Befehlen in einem einheitlichen, standardisierten Format bekommen, der helle Wahnsinn. Dies erledige ich mit großem Interesse und dachte dabei mit genügender Recherche auf ein angemessenes Thema zu stoßen. Jedoch wurde mir bald klar, dass alles was über die Anwendung mathematischer Modelle (wie z.B. die Option Pricing Theory von Black/ Scholes) hinausgeht nicht von großem Belang an einer Business School wie der EGADE ist und somit sowohl die Themenfindung als auch die Betreuung in mathematischer Hinsicht eher schwierig werden würde. Darüber hinaus hat mein Betreuer kaum Zeit, da man als Akademiker in einem Emerging-Market Land keinen 8 Stunden sondern eher einen 12-14 Stunden Arbeitstag hat und von einem Meeting ins andere rutscht. Dies müssen auch meine zwei Kollegen und Assistenten des Doktors, Ruben und Maggy jeden Tag aufs Neue miterleben.
Konsequenz des Ganzen (ich will ja das Ende meines Studiums trotz der ganzen Vorteile, die man genießt, nicht ewig hinausschieben. Außerdem bin ich ja als effizientes Individuum erzogen worden) ist, dass ich den Notstecker gezogen habe und mich gerade auf dem Rückflug nach Deutschland befinde um am Derivate-Lehrstuhl von Frau Prof. Uhrig-Homburg nach einem angemessenen Thema zu bitten, das mir ohne Probleme an der Mathematik-Fakultät angerechnet wird. Mit diesem Thema im Gepäck werde ich mich dann mit gutem Gewissen am 11. Dezember wieder auf den Rückweg machen um dann zuerst Besuch von meinen Freunden aus San Luis Potosí in Monterrey zu bekommen und dann über einen Zwischenstopp in San Luis Potosí die Weihnachtstage und Neujahr zusammen mit Marissa und ihrer Familie in Puebla und Mexiko City verbringen.
Fotos gibt’s wie immer hier: Alltag in Monterrey
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